top of page

Was verstehe ich unter Fotografie?

Wie entstehen meine Bilder?

Wann wird Fotografie zur Kunst?

Allerlei Gedanken und Ansichten zur Fotografie

 

Die Fotografie ist, was die Technik anbelangt, das Medium, das am leichtesten zu beherrschen ist. Sie ist aber das schwierigste Medium, wenn es darum geht, einen ganz persönlichen und einzigartigen Stil zu entwickeln, sich also von all den anderen Fotografen abzuheben und etwas zu schaffen, das durch und durch unverwechselbar etwas Eigenes ist und nicht das Werk eines Anderen. Damit ist die Fotografie vielleicht das anspruchsvollste Medium von allen.

 

Ein gutes Bild braucht die richtige Balance zwischen Inhalt und Form.

In diesem Zusammenhang möchte ich 1. die Ästhetik und 2. den „Goldenen Schnitt“ ins Spiel bringen.

 

1. Ästhetik gilt umgangssprachlich als Synonym für die Lehre vom Schönen. Die Fotografie ist als visuelles Medium geradezu prädestiniert dazu, die Hauptsinne der Menschen anzusprechen. In der Fotografie hat der Begriff Ästhetik mit dem Bildaufbau und einer gewissen Formensprache zu tun. Betrachtet man ein ästhetisch aufgebautes Bild, so kommt sofort etwas rüber, wie man salopp sagen könnte.

Ich selbst versuche möglichst immer, ästhetisch zu fotografieren, das sieht man, behaupte ich, den meisten meiner Fotos an.
 

2. Ein weiterer wichtiger Begriff in der Kunst und Architektur ist der goldene Schnitt. Vereinfacht gesagt, teilt der goldene Schnitt eine Strecke in zwei ungleiche Teile auf. Eine nimmt dabei ca. 1 Drittel, die andere in etwa 2 Drittel der verbleibenden Strecke ein. Man spricht hier auch von der göttlichen Teilung. Wenn der goldene Schnitt in der darstellenden Kunst verwendet wird, ist er ein Inbegriff für Ästhetik und Harmonie. Ist dann noch der Inhalt interessant, wird das Foto ein Spitzenfoto.

 

Natürlich ist der Fotograf jederzeit berechtigt, von diesem Grundsatz abzuweichen, wenn er meint, er könnte damit ebenfalls ein außergewöhnliches Foto machen.

Meiner Meinung nach müssen Fotografen intensiver sehen können als alle anderen Menschen, die nur und bloß hinsehen.

 Im Laufe meines Lebens wurde mir immer bewusster, wie wichtig es ist, z.B. Dinge dien nicht ins Bild passen wegzulassen. Oft denke ich bereits bei der Aufnahme in Schwarz-Weiß. Grafische Bildelemente sind mir dabei willkommen.

Allgemein festzustellen ist, dass es immer schwieriger wird, irgendwas zu fotografieren, was nicht schon einmal abgelichtet wurde. 

Wie fotografiere ich 

 

Wenn ich fotografiere, suche ich meistens nicht nach einem bestimmten Motiv. Ich schaue nur – und wenn ich dann etwas entdecke, rede ich mit mir selbst. Dann komme ich auf eine ganz bestimmte Idee, denn Ideen sind dazu da, umgesetzt zu werden, und es rattert in mir, bis ich das Bild im „Kasten“ habe. 

Während des Fotografierens verselbständigen sich die Bild – Charaktere, seien es Menschen, Stillleben, Landschaften oder sonstige Gegenstände. Und das muss man zulassen. Ich will oft nicht dokumentarisch, sondern künstlerisch fotografieren – dazu später mehr. Die Dinge entwickeln oft ein Eigenleben. Wenn ich zum Beispiel eine Landschaft fotografiere, dann überlege ich mir, was interessiert mich daran? Warum ist es interessant? Erst bei der Aufnahme entscheide ich mich, was ich mit aufs Bild nehme und was ich im Gegenzug weglasse.

Manchmal unterliege ich einem gewissen Zwang, etwas Bestimmtes zu tun. Erst im Nachhinein wird mir bewusst, warum ich es getan habe.

 

 

 

Wann wird Fotografie zur Kunst?

 

Ein Foto spricht die verständlichste Sprache, ist aber nicht Kunst! Je mehr der Fotograf aber seine eigene Kreativität mit einbringt, das heißt je eigenwilliger und individueller seine Sicht der Dinge bis hin zur absoluten Abstraktion ist, desto mehr werden seine Bilder dem Bereich der Kunst zugeordnet. Er hat dann seine eigene Bildsprache gefunden. 

Die Kamera kann wie beim Maler der Pinsel oder beim Musiker das Musikinstrument ein kreatives Werkzeug sein oder nur ein Mittel zum Zweck, je nach dem was ein Fotograf daraus macht.

Je mehr der Maler die Technik des Malens beherrscht oder der Musiker sein virtuoses Spiel auf dem Musikinstrument, desto kunstvoller wird das Ergebnis sein.

Natürlich ist beim Fotografieren die Kameratechnik meist leichter zu beherrschen wie die Technik des Malens. Es ist viel einfacher, ein halbwegs gutes Foto zu machen, als ein ebenso gutes Gemälde. 

Gute Fotos haben das Potential zur Mehrdeutigkeit. 

Sie lassen zahlreiche Interpretationen zu. Das macht die Fotografie für mich so interessant. Aber gleichzeitig liegt ihre Stärke auch darin, dass sie uns zeigt, was ursprünglich einmal vor der Kameralinse existierte.

Es reicht nicht, beim Fotografieren unsere normalen Augen zu benutzen – wir müssen lernen, mit unserem inneren Auge zu sehen, die Dinge mit dem Herzen und der Seele zu begreifen. Das ist oft schwierig.

In der heutigen Zeit meinen viele, sie könnten auch fotografieren, sobald sie mit den eingebauten Automatikfunktionen umzugehen wissen. Aber nur die Technik zu handhaben, bedeutet nicht automatisch wirklich künstlerische Fotos machen zu können. Bei technikaffinen Menschen wiederum leidet oft das künstlerische Schaffen, wenn Technik und Spielerei die Oberhand gewinnen.

Große Fotokünstler behaupten, je stärker sich der Fotograf von der Wirklichkeit entfernt und seine eigene kreative Sicht mit einbringt, sich also von der rein dokumentarischen Sicht entfernt, umso mehr nähert er sich kunstpsychologisch gesehen dem Maler.

Natürlich wird von einem Fotojournalisten erwartet, dass er dokumentarische Bilder liefert von dem, was so alles auf der Welt passiert. 

Ich dagegen kann als freier Fotograf machen was ich will. Ich versuche immer meine eigene Formensprache zu finden. Diese kann im weitesten Sinne bis zur Abstraktion führen.

Kunst ist wahrscheinlich dazu da, die Augen und Gedanken der Menschen für Dinge zu öffnen, die wir so nicht für möglich gehalten hätten. Mir persönlich liegt daran, dass die Menschen mit neuen Augen sehen und neue Welten in den Dingen entdecken.

 

Nachbemerkung:
Manche schlauen Sätze, die ich hier erwähnt habe, sind nicht von mir, sondern in akribischer Kleinarbeit in den letzten 20 Jahren von Lehr-und Fotobüchern entnommen. In meinem Statement habe ichversucht, die wichtigsten Aussagen von bekannten Fotografen und Fotokünstlern möglichst kurz und prägnant auf den Punkt zu bringen und verständlich wiederzugeben.

Aussagen, von denen ich nicht selbst überzeugt bin, habe ich nicht in meinem Text verarbeitet. 

Clemens Fehringer

22.07.2021

bottom of page